The first days in the city

Zugegebenermaßen bin ich nicht sicher, ob ich die richtigen Worte finden werde, um die Erlebnisse und Eindrücke der letzten Tage auch nur annähernd realitätsnah und für den Leser nachvollziehbar wiedergeben zu können. Dazu müsste man Internet riechen, schmecken und vor allem hören können. Da dies leider (und vielleicht zum Glück) derzeit noch unmöglich ist, muss ich wohl doch versuchen, auf einen Sinn zu reduzieren, was ich hier mit allen meinen Sinnen aufnehme.

Mehr Fotos gibts unter der Rubrik Fotos/Ägypten 2009/Kairo!

 

Soll ich ehrlich sein? Gestern morgen noch, also etwas mehr als 24 Stunden nach meiner Ankunft, wollte ich am liebsten schnellstmöglich wieder weg hier. Eine Stadt, in der es unmöglich schien, eine mittelgroße Straße unbeschadet zu überqueren, erschien mit der denkbar ungeeigneteste Ort zu sein, um die nächsten Wochen zu verbringen.  Die zu bestimmten Tageszeiten unerträglich schlechte Luft, der niemals abschwellende Lärm - beides vor allem verursacht durch einen nicht enden wollenden Strom von Autos, die sich tags und nachts durch die Straßen von Kairo zwängen -, meine Ahnungslosigkeit, wie hier das tägliche Leben organisiert ist, und nicht zuletzt, dass man mir das natürlich auf einen Kilometer Entfernung ansieht, was mich zu einem leichten Opfer jedes noch so halbseidenen Verkäufers aller erdenklichen Gegenstände macht: All dies in Kombination ließ mich Sonntag Morgen kurzzeitig an meinem Verstand zweifeln. Hierfür habe ich mich freiwillig entschieden und meinen gesamten Jahresurlaub geopfert?


Die Erfahrung hätte mich durchaus lehren können, dass ich wohl nicht erwarten konnte, innerhalb nur eines Tages auch nur ansatzweise das Gefühl zu haben, mich zurechtzufinden, in einem Land, das ich bislang nur von seiner touristischen Seite kennengelernt habe und in dem ich noch dazu niemals allein unterwegs war. Von der Tatsache, dass Dahab und Kairo Welten entfernt voneinander scheinen, ganz abgesehen. Zwar wusste ich ungefähr, was mich erwarten würde, aber wie sich das anfühlt, wusste ich nicht. Und es hat sich zunächst vor allem einsam angefühlt. Wehmütige SMS schreibend saß ich Sonntag Mittag in einem Schnellrestaurant, nachdem ich, das Ägyptische Museum schon in Sichtweite, vergeblich versucht hatte, die Straße zu überqueren.  Aber so leicht wollte ich nicht aufgeben. Eine aufbauende SMS gelesen, Tränen runtergeschluckt, allen Mut zusammengenommen und dann rüber über die Straße. Ich kann gar nicht beschreiben, wie stolz ich war, sie überquert zu haben! Eine wahre Endorphin-Flut überkam mich.


Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass ich mir im Ägyptischen Museum einen Guide aufschwatzen ließ, den ich mir auch hätte sparen können.  Nichtdestotrotz: Ich habe an diesem Nachmittag nur einen Bruchteil des Museums besuchen können, das zu den größten der Welt gehört und seinem legendären Ruf in nichts nachsteht. Ich werde auf jeden Fall noch einmal hingehen!


Endgültig versöhnt habe ich mich mit der Stadt, nachdem ich ein paar Schritte weiter an den Nil kam! Dem vertrauen Gefühl, endlich wieder am Wasser zu sein und einen weiten Blick zu haben, taten auch die penetranten Felucca-Betreiber keinen Abbruch, die mich unbedingt zu einer Fahrt auf dem Nil überreden wollten.  Ich wollte einfach nur am Wasser sein. Und schon hatte ich meinen Rückzugsort aus dem Wahnsinn von Downtown Cairo gefunden: die Gärten direkt am Nilufer in Gezira, wo man wunderbar verliebten Pärchen beim Turteln zuschauen kann und die Luft wesentlich besser ist als hier auf meinem Balkon im Tulip Hotel am Midan Talaat Harb.


Und wenn ich mich gestern noch etwas verloren gefühlt habe, so schwirrte mir heute vor lauter Begegnungen, Gesprächen und Informationen der Kopf: Vom Leiter einer deutschen Stiftung in Kairo über die ehemalige Assistentin eines deutschen Schriftstellers bis zu einem ägyptischen Independent Filmemacher (an dessen nächsten Film der Titel dieses Blogeintrags angelehnt ist) und seinem Cutter, der vor einigen Tagen den Preis für den beliebtesten arabisch-sprachigen Blog der Deutschen Welle in Bonn erhalten hat, war alles dabei. Hatte ich tatsächlich gestern noch Zweifel, mich in der Stadt wohlfühlen zu können? To be continued…

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Kommentare: 5
  • #1

    kiki (Mittwoch, 17 Juni 2009 10:14)

    ((((((((frauke)))))))!!!!! p.s.: am besten finde ich das pampers-foto. :-)

  • #2

    kiki - schon wieder! (Donnerstag, 18 Juni 2009 21:31)

    und guck´ mal, was alles auf dich wartet! http://www.youtube.com/watch?v=Y1Ht-K2LSc8
    und jetzt mach´ dir gefälligst ne schöne zeit, du mutige, liebe frauke! :-)

  • #3

    na, kiki. wer sonst? ;-) (Donnerstag, 18 Juni 2009 23:16)

    so, ich bin heute die spam-tante. besonders, weil der herr wartke mich ja doch irgendwie an jemanden erinnert... rate mal, an wen. hehe. http://www.youtube.com/watch?v=ZOb0bErcDyg

  • #4

    frauke (Freitag, 19 Juni 2009 14:59)

    süße, das ist ja ganz reizend von dir, mir you tube links zu posten, aber leider ist die übertragunsrate hier nicht so gut und ich kann sie mir nicht ansehen. jedenfalls nicht, solange ich noch hier bin. aber die anderen websitebesucher wird es wahrscheinlich freuen. ich vermisse dich und freue mich darauf, mit dir wieder in berlin zu sein. ich glaube, dass wäre besser, als dich hierher zu holen, denn ich habe den verdacht, dass kairo nicht wirklich für begeisterungsstürme bei dir sorgen würde...jedenfalls nicht um diese jahreszeit (-:. hab dich lieb!

  • #5

    kiki (Samstag, 20 Juni 2009 23:15)

    oh gott. ein leben ohne youtube. nein, du hast recht, das wär´ nix für mich. :-)